Ich erlebe es bei Problemen in der Entwicklung öfters, dass die Schuld auf die schlechten oder falschen Anforderungen geschoben wird. Damit natürlich direkt oder indirekt auf den Kunden, der ja sagt, was er haben will. In der heutigen Zeit, in komplexen Umgebungen, ist es nur gar nicht so leicht im voraus festzustellen, was genau eigentlich gebraucht wird. Das zeichnet ja gerade viele Probleme der heutigen Zeit aus: Wir wissen im Voraus einfach nicht, was die richtige Lösung ist.
Jeff Sutherland, einer der Gründer des agilen Frameworks Scrum, nennt als einen der Gründe für die Entwicklung von Scrum das Gesetz von Humphrey. Demnach weiß ein Kunde oder Benutzer erst was er möchte, wenn er sieht was er in der Produktion bekommt (vielleicht nichtmal dann). Ich kann leider keine vernünftige Quelle für das Gesetz finden und kann das nur aus eigener Erfahrung und der Logik der komplexen Umgebungen bestätigen. Das ist erstmal eine Gegebenheit die es zu akzeptieren gilt.
Genau deshalb bringt es einfach nichts, sich darüber aufzuregen, dass die Anforderungen schlecht oder falsch waren. Sie waren aus der Perspektive und zu der Zeit in der sie geschrieben wurden vermutlich genau richtig. Nur haben wir in der Entwicklung eben neue Erkenntnisse gewonnen und gelernt, dass diese Idee nicht so gut war. Im Nachhinein sind wir eben schlauer. Hier kommt Agilität ins Spiel und einige Maßnahmen die in agilen Umgebungen ergriffen werden um damit besser umzugehen.
Eine Lösung sind kurze Iterationsschleifen, also das häufige echte Ausliefern an den Kunden, der dann direkt Feedback geben kann. Wenn eine Anforderung oder Lösung sich dann als ungünstig herausstellt, erfährt das Team das innerhalb einer Iteration, also z.B. 2 Wochen. Wir begrüßen dann die neue Erkenntnis und die Veränderung die uns auf diesem Wissen basierend ermöglicht wird. Das steht im Gegensatz zu einem klassischen Projekt, wo der Nutzen typischerweise erst am Projektende realisiert wird und diese Fehlannahme eventuell erst nach Monaten oder Jahren auffällt.
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