Viele Unternehmen haben das Thema, ihre Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden und viele Mitarbeiter haben das Thema sich unentbehrlich zu machen (z.B. durch Kopfmonopol). Ich finde es sehr wichtig, dass ich als Mitarbeiter unabhängig bin oder mich zumindest unabhängig fühle vom Unternehmen und dieses auch nicht abhängig von mir zu machen.
Wenn ich mich abhängig fühle von meinem Arbeitgeber, muss ich sicherstellen, dass mein Arbeitsplatz nicht gefährdet ist. Damit erschaffe ich mir selbst ein System, in dem ich eher Kompromisse und Nachteile meinerseits in Kauf nehmen muss. Das gilt allgemein als Mitarbeiter und häufig habe ich den Eindruck, es gilt besonders in meiner Rolle als Führungskraft. Es ist mir sehr wichtig, dass ich dem Unternehmen gegenüber eine entsprechende Durchsetzungsfähigkeit habe und damit auch die Wünsche meiner Mitarbeiter besser durchsetzen kann. Mir kann keiner damit drohen, dass ich sonst meinen Job verliere, weil ich nicht darauf angewiesen bin. Es gibt Grenzen die nicht überschritten werden dürfen und das muss ich durchsetzen können. Im Zweifelsfall verhindere ich den Grenzübertritt, indem ich mich dem Zugriff des Unternehmens entziehe.
Manchmal frage ich, wenn jemand über seinen Arbeitgeber jammert: „Wie schlimm muss es noch werden, damit du kündigst?“. Häufig ist die Antwort, dass eine Kündigung wegen der Abhängigkeit ja keine Option ist. Jemand der abhängig ist, ist bereit viel mehr zu tolerieren, als jemand der sich unabhängig fühlt.
Die klassischen Führungskräfte finden das natürlich toll, wenn der Mitarbeiter abhängig ist. Da können sie mehr Druck ausüben. Nur so geht der aus meiner Sicht nicht. Ich will explizit, dass meine Mitarbeiter Spaß an der Arbeit haben und motiviert sind. Jemand der nur wegen der Abhängigkeit nicht geht, leistet doch niemals so gute Arbeit wie jemand, der voll motiviert bei der Sache ist. Sie sollen da bleiben, weil sie einen Sinn und Freude in ihrer Arbeit sehen. Wenn die Arbeit erfüllend ist, entfaltet das extrem viel mehr Energie, als wenn es eine üble Notwendigkeit ist.
Dann sind die Mitarbeiter auch bereit mal Dinge hinzunehmen die nicht so toll sind. Natürlich hab ich schon Momente erlebt, in denen ich mir konkret die Frage gestellt habe: „Ist das der Moment, in dem ich die Kündigung schreibe?“, bzw. im Grunde genommen, ob das die Grenze überschreitet. Bisher war das nicht der Fall und ich konnte aus den Situationen jeweils das Beste machen. Ich bin mir sicher, dass das auch daran liegt, dass ich mich traue die Dinge einfach anzusprechen, zu thematisieren und dem Nachdruck zu verleihen. Weil ich eben keine Angst vor Konsequenzen für meinen Job haben muss.
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