Warum Scrum nicht agil ist

Warum Scrum nicht agil ist

Scrum ist das mit Abstand beliebteste Framework im agilen Kontext. Viele glauben sogar, Agile und Scrum sind das gleiche, was natürlich nicht der Fall ist. Scrum wird insbesondere durch den Scrum Guide definiert, welcher kostenlos auf scrumguides.org zu finden ist.

Agile vs. Scrum

Agile leitet sich aus dem Manifest für Agile Softwareentwicklung ab (siehe agilemanifesto.org). Dort wird zentral Wert darauf gelegt, dass Individuen und Interaktionen mehr geschätzt werden als Prozesse und Werkzeuge. Jetzt wird Scrum natürlich gerne als Framework bezeichnet und gleichzeitig beinhaltet es sehr feste und konkrete Regeln im Scrum Guide, welche Prozesse (z.B. Planungsprozesse) und Werkzeuge (z.B. Product Backlog) definiert.

Das ist natürlich total sinnvoll, da es natürlich hilfreich ist, wenn man sich mit etwas neuem beschäftigt, auch konkret etwas an die Hand zu bekommen. Wenn da nicht seit jeher der letzte Absatz (Schlussbemerkung) im Scrum Guide wäre, welcher sehr deutlich sagt, dass die Werkzeuge (Artefakte) und Regeln unveränderlich sind. Natürlich können die Regeln geändert werden, nur dann ist es eben nicht mehr Scrum. Das steht da extra so drin.

Wie passt das jetzt zusammen? Agile fordert, dass wir uns anpassen und Scrum verbietet explizit die Anpassung. Scrum ist also nicht agil. Dabei gibt es viele Gründe Scrum anzupassen. So funktioniert Scrum z.B. nur mit einem Team von bis zu 9 Entwicklern. Wenn mehr dabei sein sollen, lässt sich Scrum nicht mehr einsetzen. Es mag auch andere Praktiken geben, die für ein Team besser geeignet sind als die in Scrum, um den gleichen Nutzen zu erzielen, wie die Scrum-Praktiken. Das verbietet Scrum augenscheinlich. Scrum ist also definitiv nicht agil.

Scrum und Agile

Nur warum finden dann alle Scrum so toll? Warum glauben viele sogar, Scrum ist das gleiche wie Agile?

Ich finde Scrum toll und zwar weil es ein großartiger Startpunkt für das Thema Agile ist (sofern Produkte entwickelt werden). Es definiert so viele Regeln und Praktiken, dass jemand der gerade damit startet etwas hat, woran er sich festhalten kann. Das ist sehr hilfreich. Wenn das Team jedoch eigene Erfahrungen hat und tatsächlich agil wird (statt agil zu machen, denn das geht nicht), dann wird es anfangen eigene Regeln aufzustellen und damit die Individuen und Interaktionen in den Vordergrund stellen. Dann ist es vielleicht nicht mehr Scrum, nur das macht ja nichts. Scrum war der richtige Startpunkt.

Deshalb sage ich gerne: Scrum ist ein ganz toller Startpunkt. Teams die dauerhaft Scrum machen, sollten hinterfragen, ob sie sich wirklich kontinuierlich verbessern und anpassen. Es ist nichts schlimmes daran, nicht mehr Scrum zu machen. Meiner Erfahrung nach wachsen alle Teams irgendwann darüber hinaus.


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