In der schwarz / weiß Welt gibt es klassisches und agiles Projektmanagement. Eigentlich ist das an sich jedoch schon missverständlich. Agile Entwicklung ist eben grundsätzlich eine andere Betrachtungsweise, so dass der Begriff agiles Projektmanagement viele fehlerhafte Konzepte impliziert. Es fängt schon damit an, dass wir in der agilen Welt keine Projekte machen, sondern Produkte entwickeln.
Das Wort Projekt ist in den Köpfen vieler Menschen elementar mit dem magischen Dreieck aus Kosten, Umfang und Zeit verbunden. Wenn es genauer sein soll, können wir natürlich auch die 6 Dimensionen aus PRINCE2 nehmen: Kosten, Umfang, Nutzen, Qualität, Zeit und Risiko. Diese Werte sind bei einem klassischen Projekt fix (mit ein paar Puffern in der Praxis natürlich). Im Agilen wollen wir jedoch bewusst in der Lage sein, auf Änderungen zu reagieren. Deshalb ist bei agilen Projekten der Umfang und der Nutzen nicht fix. Stattdessen ergreifen wir verschiedene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass immer der größtmögliche Nutzen im Verhältnis zu den anderen Dimensionen entsteht.
Dazu hat sich im agilen Kontext das Product Backlog etabliert. Darin halten wir sowas wie Anforderungen an das Produkt fest, in denen wir insbesondere den Nutzen benennen. Dieses Backlog wird fortlaufend priorisiert und ermöglicht uns darüber die Steuerung des Projektverlaufs. Jetzt kommt ein ganz wesentlicher Punkt: Das Product Backlog ist dem Produkt zugeordnet und nicht dem Projekt. Es enthält alle Anforderungen und Ideen für das Produkt, auch solche die nicht im Rahmen des Projekts umgesetzt werden. Das Product Backlog wird auch nach dem Projekt zur Pflege und Weiterentwicklung des Produkts weiter genutzt. Einen Projektplan gibt es in „agilen Projekten“ im klassischen Sinne nicht, fast alles wird aus dem Product Backlog abgeleitet – obwohl der Begriff Projekt für viele auch Projektplan impliziert.
Andererseits wäre es natürlich möglich, das Product Backlog als moderne Form eines Projektplans aufzufassen. Die Welt ist eben nicht schwarz / weiß. Das sind nur ein paar kleine Beispiele dafür, warum der Begriff agiles Projektmanagement einfach ungünstig ist. Im wesentlichen ist es agile Produktentwicklung. In der Praxis werden dann häufig Projektmanagementansätze darübergestülpt, so dass eine hybride Form aus agil und klassischem Wasserfall entsteht.
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